Der Delkultur e.V. bekommt also zunächst € 60.000 pro Jahr auf 5 Jahre zugesprochen. Er wird damit seit dem inzwischen institutionell gefördert. Das bedeutet, der Stadtrat Delmenhorst hat gegen den Rat der Stadtverwaltung entschieden, dass es eine gute Idee ist, nur einen einzigen Akteur zu fördern und alle anderen zu ignorieren. Einen Verein, der sich wenig in der vergangenen Zeit nicht tolerant in Bezug auf Abwechslung oder das soziale Gefüge in der Stadt Delmenhorst geäußert hat. Zugegeben richtet man sich wohl auch durch den öffentlichen Druck unserer Initiative inzwischen etwas diverser aus. Es kommt zu Haushaltskürzungen – alle sollen sparen. Die Stadtverwaltung kürzt daher die Förderung für den Geldkulturverein um 50% auf „nur“ noch € 30.000 für ein Jahr. Der Verein kann sich daraufhin nach Gesprächen mit den Ratsfraktionen (CDU, SPD, FDP und den Grünen) tatsächlich im Ergebnis selbst aussuchen, lieber weiterhin € 50.000 zu bekommen. Wo gibt es denn sowas? In Delmenhorst gibt es das. Der Verein bekommt sogar mehr Geld als benötigt wird, denn am Ende des Jahres 2023 ist noch eine Summe übrig. Die eigentlich wofür verwendet wurde? Auf die rechtlich verpflichtend zu veröffentlichenden Rechenschaftsbereichte des Delkultur e.V. warten die Steuerzahler*innen noch immer. Stand August 2024.
Als „Florierend und stark“ wird die Delmenhorster Kulturszene beschrieben. Das soll hoffentlich nur ein Witz sein.
Förderung sei dem Verein der Cindy & Bert aus dem Jahr 1974 zitiert gegönnt. Warum werden andere Projekte und Kollektive in Delmenhorst jedoch nicht ebenfalls mit Geldmitteln unterstützt? Wäre ein Ergebnis nicht abwechslungsreicher, wenn verschiedene Akteure statt eines einzigen Support erfahren? Wir sprechen hier schließlich von einem e.V. der für das eigene zu groß geplante Konzept mal das Wetter und mal irgendwelche anderen göttlichen Fügungen verantwortlich sieht. Oder wie zuletzt mangelnde Reichweite des eigenen Marketings. Macht mehr Geld das Angebot denn voraussichtlich wertvoller oder attraktiver? Ist es zielführend Geld in ein Event-Loch zu schmeißen, bis dort alle leer aufgestellten Stühle endlich gefüllt sind? Offensichtlich interessiert das Angebot zu wenige lebendige Menschen in Delmenhorst so sehr, dass sie bereit sind, sich das Programm anzusehen. Es ist sinnvoller einfach ein paar Stühle weniger aufzustellen und dieser Verein plant dann einfach ein paar Nummern kleiner und günstiger. Natürlich darf es das massiv gepämperte „Delkultur-Gitarrenparadies“ geben. Es hat bestimmt seine Zielgruppe (No Front! Viel Spaß!). Allerdings ist diese viel kleiner als Jahr für Jahr geplant und durch Steuergelder subventioniert wird. So werden Mittel gebunden und am Ende verbrannt, die viel Gutes und auch mal Neues in der Stadt Delmenhorst hätten, bewirken könnten. By the way Delmenhorst hat jüngst die Unterstützung für soziale Einrichtungen massiv gekürzt. Mit der Zustimmung fast aller Delmenhorster Ratsfraktionen, inkl. der Grünen.
Wer muss sparen für den Geldkultur Verein?
In Bremen demonstrierten am 02. Dezember 2023 weit über 300 Menschen als Zusammenschluss mit dem Motto „SAVE THE RAVE“ – jeden Alters für mehr Unterstützung Ihrer kollektiven Kulturprojekte. Verglichen mit Delmenhorst ist es dort sogar noch eine viel entspanntere Situation durch Gesetze wie dem Freiluftparteigesetz und Förderung unterschiedlicher Akteure. Unsere Gespräche mit den Anwesenden im Dezember über die Besonderheiten in DEL sorgen für weit aufgerissene Augen. Nicht vor Freude.
Zweierlei Maß?
Kartoffelfest, Weinfest, Kutschenbauer Sommerwiese, Streetfood Festival, DelKultur Events dürfen schön mittig auf dem Marktplatz, Rathaus Brunnenplatz und der ehem. Hotelwiese stattfinden. Wochen, teils monatelang. Massiv supportet von der Delmenhorster Wirtschaftsförderung. In der Markthalle darf eine öffentliche Veranstaltung mit bestimmten Musikstilen nur bis 22 Uhr stattfinden. Neuerdings auch gern mal ausschließlich als Kopfhörerparty. Gleiche Bedingungen für alle Musikstile und Kulturschaffenden sind das nicht. Wer definiert eigentlich störende und angenehme Arten unterschiedlicher Musikrichtungen? Warum werden offensichtlich förderungswürdige und nicht würdige Musikstile für die Stadtbevölkerung in Delmenhorst definiert, statt die Menschen in dieser Stadt selbst mit den Füßen abstimmen zu lassen?
Die zuvor genannten Akteure sind professionelle Anbieter kommerzieller Veranstaltungen, die weitgehend bereits von der Stadt unterstützt oder sagen wir subventioniert werden. Das sei ihnen gegönnt. Doch was ist mit kleinen Initiativen mit guten Ideen? Guten Ideen wie kostenlosem Zutritt, neuen Musikrichtungen, Inklusion und Stiles, die auch jüngeres Publikum abholen. Diese sind unverzichtbar wichtig, wenn wir u.A. davon sprechen, die tote Fußgängerzone beleben zu wollen. Wir sprechen hier nicht mal nur von Musik Events, die Menschen tanzen lassen, sondern z.B. auch von Comedy Slams. Kultur war und ist viel mehr als Beiwerk zum Shopping.
Menschen haben sich in Delmenhorst daran gewöhnt, mit ihren Bluetooth-Lautsprechern in die Graft zu gehen oder die Stadt für schöne Erlebnisse zu verlassen. Statt Orte in der Innenstadt zu finden, in denen Sie unter sich mit Ihrer Musik ein bisschen feiern können. Das ist tatsächlich traurig. Eine Bar nach der anderen schließt, der zunehmende Leerstand in der Stadtmitte überrascht die Menschen in Ämtern dabei weiterhin mit jeder Schließung aufs neue. Schließlich hat Delmenhorst aus Fördermitteln eine Bimmelbahn (€ 214.000) und 100 LED-Leuchttiere (€ 345.000) als Deko angeschafft.
Statt mutiger neuer Konzepte und der Förderung von Abwechslung kauft Delmenhorst Deko und eine Bahn aus Fördermitteln. Für € 559.000.- Die Bahn fährt nicht und die Deko Figuren sollen in Zukunft, falls sich dafür ein Veranstalter finden lässt, kostenpflichtig besichtigt werden.
Im Ergebnis werden unabsichtlich oder mit Kalkül bestimmte Musikrichtungen (oder Akteure?) direkt ausgeschlossen. Es gibt Sprechverbote für Mitarbeitender der Stadt mit z.B. dieser Kulturinitiative. Benötigen wir ein Kulturdiktat? Vielfalt oder Gleichbehandlung sind das nicht. Sondern die Fokussierung auf das, was es in Delmenhorst als kulturellen grauen Brei sowieso bereits gibt. Es wäre enorm wichtig, den Menschen endlich wieder mit verbindenden Events Gemeinschaftsgefühl und die Möglichkeit zur Identifikation mit Ihrer Stadt zurückzugeben. Es gibt bereits Untersuchungen, die einen kommunalen Zusammenhang zwischen dem Fachkräftemangel und fehlenden kulturellen Angeboten belegen. Das wird natürlich ebenso auf Delmenhorst zutreffen. Hörbare Lebensfreunde ist nicht schädlich.